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Erschienen am 02.02.2008
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Können + Humor = Atrium-Quintett

 

Kammerkonzert | Holzbläserensemble überzeugt von Andante bis Rumba

Von Kerstin Starke

Hof – Es war keineswegs Übertreibung, als die Hofer Symphoniker die jüngste Veranstaltung der Reihe „Ensembles in Concert“, zu der sie zusammen mit der Konzertgesellschaft und der Gartengesellschaft Hof eingeladen hatten, als „exquisiten Kammermusikabend“ ankündigten. Was das Atrium-Quintett – vier Holzbläser und ein Hornist aus dem Orchester – am Donnerstagabend im Hofer Haus der Musik zum Besten gab, verdiente dieses Prädikat auf jeden Fall. Das sahen auch die entzückten Zuhörer so und erklatschten sich nach etwa 70-minütigem Programm mit prasselndem Applaus noch zwei Zugaben.

Ulrike Lawrence, Flöte, Pawel Kondakow, Oboe, Alan Korck, Horn, David Mitchell, Fagott, und Thomas Faltlhauser, Klarinette: Das sind fünf Solisten, die ihr exzellentes individuelles Können zusammenführen und damit als Ensemble grandiosen Zusammenklang erzeugen. Atrium-Quintett nennen sie sich, weil Atrium so viel wie (Innen-) Hof heißt. Sie musizieren auf der Basis fundierter Qualität und, wie beim vielseitigen Programm am Dienstag, durchaus mit Humor.

Ein Paradestück für Holzbläserquintett, das Opus 88 in Es-Dur von dem böhmischen Komponisten Anton Reicha (1770 bis 1836), steht am Beginn eines Konzertes, das überwiegend locker, heiter und schwungvoll daherkommt. Eine deutlich andere Tonsprache formulieren die „Trois pièces brèves“ (Drei kurze Stücke) von Jacques Ibert (1890 bis 1962), die der 40-Jährige 1930 komponierte und die unverkennbar von modernen, tänzerischen Rhythmen und Harmonien geprägt sind. Wo die Instrumente im Andante noch die Harmonien genüsslich auskosten, dürfen sie im Finale sogar etwas schräg klingen.

Von einer eher beschaulichen Zeit erzählt die „Summer Music“, opus 31, des Amerikaners Samuel Barber (1911 bis 1981), mit der das Quintett die Besucher nach der Pause empfängt. Nacheinander einsetzend malen Fagott, Horn, Flöte, Klarinette und Oboe dabei ein ruhiges, träumerisches Bild, das nur gelegentlich von etwas schnelleren Melodieläufen unterbrochen wird; was diese „Bewegungen“ hervorruft, bleibt der Fantasie des Zuhörers überlassen.

Angesichts der folgenden „Five easy Dances“ (Fünf einfache Tänze) von Denes Agay (1911 bis 2007) könnte man sich vorstellen, nach dem ruhig verbrachten Sommertag am Abend zu einer Tanzveranstaltung zu gehen. Hier jedenfalls herrscht bei Polka, Tango, Bolero, Waltz und Rumba jede Menge Temperament und, wegen der oft parodistischen Interpretation der Musik, großer Spaß vor. Und so viel Schwung, dass sogar die Musiker nicht mehr still stehen können und mit ihren Instrumenten mitzutanzen scheinen.

Im Finale kommt das Ensemble seinem hingerissenen Publikum spanisch: mit der Suite für Bläserquintett aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet (1838 bis 1875); ein Reigen zum Genießen mit Melodien wie der Habanera, der Seguedille und dem Torero-Lied. Stücken, die – wenn auch eingängig für den Zuhörer – sehr anspruchsvoll zu spielen sind; vom Atrium-Quintett wurden sie gemeistert. Buchstäblich.