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Erschienen am 19.05.2010
Frankenpost – Hofer Anzeige

 

Souveräne Führer auf musikalischen Pfaden

 

Von Bärbel Lüneberg

 

 

Selb - Als Geburtstagsgeschenk ist die Eröffnung des musikalischen Begleitprogramms der Jahrhundertausstellung "Königstraum und Massenware" verpackt: An seinem 70. Geburtstag lauscht im Porzellanikon Selb der bekannte Designer und Architekt Marcello Morandini einem Konzert des überragenden Atrium-Quintetts aus Hof.

Vier Holz- und ein Blechbläser der Hofer Symphoniker halten die Tradition des klassischen Bläserquintetts lebendig. An diesem Abend widmen sich Flötistin Ulrike Lawrence, Oboist Pawel Kondakow, Klarinettist Thomas Faltlhauser, Fagottistin Angela Symalla und Hornist Alan Korck Werken aus der späten Romantik bis hin in unsere Tage.

August Klughart scheint 1898 sein Bläserquintett C-Dur genau in der gleichen Absicht geschrieben zu haben, die auch die Hofer Bläser verfolgen: Er zeigt den großen Farbreichtum ihrer Instrumente. Es gibt wohl kaum Kurzweiligeres für ein Konzertpublikum, als zu verfolgen, wie die Flöte die Führung nahtlos an die Oboe abgibt, das Fagott sich seidenweich und sanft unter die anderen drei Holzbläser schmiegt, das Horn die Melodie abnimmt und verstärkend zum Fundament formt. In diesem bläserischen Mini-Kosmos lässt Klughardt die Aktivitäten nicht abreißen; sie reichen von virtuosen Eil-Läufen, auf die einer nach dem anderen waghalsig aufspringt, bis zum parallelen Gleiten oder zu Flatterzungen-Rhythmen, aber es gibt auch Muße für melodisches Schwelgen, wenigstens ein paar Takte lang.

In der Form barock, in der Ausführung mit Elementen des 20. Jahrhunderts, nämlich schillernd neckisch oder schräg polternd, führt auch die Suite "Le Bourgeois Gentilhomme" von Frantisek Bartos die solistischen Künste der Musiker vor, die gekrönt werden von ihrem sensiblen Zusammenspiel. Auch für die sechs Bagatellen von György Ligeti brauchen sie alle Lebendigkeit, über die sie verfügen; schnell flatternde Rufe oder federleichtes Huschen wechselt mit den typischen schillernden Dauer-Reibungen von Liegetönen.

Als "große Herausforderung" kündigt der Klarinettist das letzte Werk an - zum ersten Mal, denn es ist die Uraufführung einer Komposition des Orchester-Kollegen Peter J. Lawrence. Er füllt den nicht allzu großen Vorrat an modernen Originalkompositionen für die Besetzung auf mit seinem "Wind Quintet". Die Ohren sind bei der Anfangsfanfare gefordert, doch der dissonante Schrei fällt schnell zurück in geringere Lautstärke. Lawrence fordert danach das Publikum heraus, ihm auf seinem Ideenpfad zu folgen. Gut wiedererkennbare Strukturelemente wie das hüpfende Fagott, rhythmische oder melodische Motive und vor allem ein ostinater, "hartnäckiger" Bass weisen den Weg. Dass die Musiker gefordert sind (Faltlhauser nannte die komplizierten Taktwechsel), merkt man ihnen nicht an - so souverän gehen sie mit dem Werk um.