Erschienen am 09.07.2014
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Hofer Unternehmen schenken Bürgern einen Abend voll Musik: Nach Viessmann zieht Wilo nach. Beim Pumpenhersteller unterhält das Atrium-Quintett so gediegen wie gepflegt.
Hof - Solche Sträucher grünen hier sonst nicht. Übers Jahr beanspruchen Eisen und Stahl das Hausrecht. Jetzt aber hat sich das Prüffeld bei Wilo mit Grünzeug in Kübeln herausgeputzt. Pumpen stellt die Fabrik her, darum stehen wuchtige Rohre schwergewichtig dem Podium zur Seite. Sie lassen ahnen, dass hier, statt feiner Töne, durchdringendere Geräusche heimisch sind. Für diesen Abend allerdings - am vorgestrigen Dienstag - wandelte sich die Halle zum Musiksaal, und durch die Weiten des Raums schallt Kammermusik.
Vor einem Jahr weihte das Unternehmen das Prüffeld "mit Unterstützung der Symphoniker" ein, woran sich der Hofer Niederlassungsleiter Eike Dölschner, gut 250 Gäste begrüßend, gern erinnert. Heuer lud er neuerlich Musiker des Orchesters zu sich: Mit der reizvoll eingängigen, aber nie beliebigen Bläsermusik des Atrium-Quintetts verschenkt die Firma zwei knappe Stunden Musik: Der Eintritt ist frei.
Röhren statt Rohre
Nicht dicke Rohre, sondern schlanke Röhren geben Laut. Weich und wendig in die Höhen tiriliert sich Ulrike Lawrences Flöte, während, ebenso agil, die Klarinette von Thomas Faltlhauser in ihrem dunkleren Ton volkstümliche Eleganz mit einer Spur Derbheit würzt. Aristokratisch spinnt und schraubt Pawel Kondakows Oboe edle Linien und Girlanden aus. Im Bariton- und Bassregister sorgen Emilian Tilev und Alan Korck für mehr als nur fundamentalen Grund: Souverän agiert das Fagott, da und dort mit einer Dosis ironischer Blasiertheit; während das Horn sich dem seidig-samtenen Mischklang des Holzes anpasst.
Ein klassisches und ein klassisch-modernes Werk stehen im Zentrum der Programmhälften. "Serenade" heißt Abendmusik, und Wolfgang Amadeus Mozarts c-Moll-Werk KV 388 ist sogar eine "Nacht Musique". Sich gegen die späte Helligkeit draußen verwahrend, beginnt das Quintett mit finster-entschlossener Miene. Dann zwar lichten die Musiker die Stimmung auf - sogar flüssige Heiterkeit lassen sie zu -, doch kehrt Melancholie gedankenvoll im Andante wieder. Auch nach dem unverzagten Scherzo suchen die Interpreten beim finalen Variationensatz, flink seine Charaktere wechselnd, wiederholt grauere Gemütslagen auf.
Nicht herber, aber spröder in den Harmonien das zweite Hauptstück: Darius Milhauds "La Cheminée du Roi René" (Der Schornstein des Königs Rainer) beschreibt, wie ein Troubadour - als heimlicher "König" der Provence - sich einen schönen Sonnentag im Freien macht. Mit einem Morgenständchen und einem Lied zur Nacht rahmen die fünf ihn ein. An der Artistik von "Jongleurs" delektieren sie sich. Genießerisch gibt sich der populäre Sänger aus dem 15. Jahrhundert der "Maousinglade" hin, jener Landschaft in der Provence, wo der französische Komponist im 20. Jahrhundert ein Haus besaß. Programmmusik: dissonant geschärft, voll Würde und kontrollierter Lebendigkeit; mit einem "nächtlichen Madrigal" schließen die Künstler in ruhiger Beschaulichkeit.
Best of "Carmen"
Vitalität, von geruhsameren, idyllischen Kontrasten durchsetzt, pulsiert in den Stücken, die jeweils den Rahmen bilden. Fünf "Alte ungarische Tänze" von Ferenc Farkas stellt das Quintett an den Anfang, verspielt festlich, sprudelnd ausgelassen, auch in Momenten der Schwermut sorgenfrei. Am Ende des Abends steht vierteilig ein "Best of" aus George Bizets Oper "Carmen", feurig, forsch, mit der delikat intonierten Oboe als Melodie-Instrument.
Nicht minder komplikationslos zieht Anton Reichas Es-Dur-Quintett opus 88/2 den Beifall der Zuhörer auf sich; doch haben die Interpreten die vier Sätze originell durchdacht. Unter Verzicht auf alles Großartige entfalten sie jeden von ihnen belangvoll, musikantisch beherzt, mit Verve beseelt. Bei Musik von Jacques
Ibert beweisen die fünf, dass "Drei kurze Stücke" geballtes Material enthalten können, das auch für drei weit größere reichen könnte.
Aber ein kurzer Abend muss es sein. "Das WM-Halbfinale", hat Niederlassungsleiter Dölschner eingangs zugesagt, "werden Sie sehen können." Und wer mag, kann wirklich: Eine Stunde vor Anpfiff ist Schluss. Welcher Fußballfan würde verkraften, auch nur zwanzig Minuten zu spät daheim zu sein? Er hätte vier, fünf deutsche Tore verpasst.